Die Utopie der Arbeit
March 28, 2015 in Liebe
Wer den Kindergarten halbwegs überstanden hat, dann brav in die Volksschule wechselt, um später einmal zum Beispiel ein berühmter Professor zu werden, der in Australien die Population von Kängurus untersucht. Gut, und wer nun seinen Lebenstraum in seiner Arbeit verwirklicht hat, der schaut zu, dass er genügend Rentenbeiträge bezahlt und jeden Tag brav zur Arbeit hetzt, sein Privatleben größtenteils opfert, um nicht mit sechzig vielleicht doch noch auf der Straße zu landen. Die Utopie der Arbeit beginnt. Auch bei dem, der vielleicht seine Ziele nicht so hoch gesteckt hatte. Hans. Bodenständiger Bub aus Berlin, dann Student und gemütlichen Berliner Studentenjobs nachgehend. Und doch: Später verschreibt er sein ganzes Leben der Arbeit. Auch hier hat die Utopie zugeschlagen.
Beleuchten wir nun einmal Herrn Hans, der nach seiner Volksschule in das Gymnasium wechselte. Nicht weil er so gute Noten gehabt hätte, sondern viel mehr, weil seine Mutter gerne mit ihm angeben wollte. Mühseelig bekommt er heimlich Nachhilfestunden, was sich auch in seinem alltäglichen Leben nieder schlägt. Er findet kaum Freunde, weil er kaum Zeit hat mit anderen Kindern zu spielen, da er ja seine meiste Freizeit bei diversen Nachhilfelehrern oder Nachhilfelehrerinnen verbringt. Kaum einer wird dann später in seinem Berufsleben schlau aus Herrn Hans, dessen Familienplanung genau so planlos weiter geht. Aber was wäre gewesen, wenn Herr Hans als kleines Kaninchen auf die Welt gekommen wäre? So hätte er doch wohl ein bequemes Leben gehabt. Keiner hätte über ihn bestimmen können, außer vielleicht die höhere Rangordnung des Fressens und gefressen werden. Herr Hans als Kaninchen hätte also nur schauen müssen nicht eines Tages einem Bussard oder einem anderem Raubtier zum Opfer zu fallen. Nun sitzt er aber in seiner Arbeit und verabsäumt soziale Kontakte zu anderen Mitmenschen zu knüpfen, da er ja sein ganzes Leben eben bei Nachhilfelehrern oder Nachhilfelehrerinnen verbracht hatte. Was ist, wenn Herr Hans aber nun sein Kaninchenleben mit in die Arbeit nehmen würde? Er wäre entspannter, umsichtiger und müsste wahrscheinlich eindeutig keine Blutdrucktabletten nehmen. Nun, wer wäre jetzt aber der Bussard? Oder die Gefahr in seinem Leben. Vermutlich wäre die einzige wirkliche Gefahr in seinem Leben eine ernsthafte lebensbedrohliche Erkrankung, wie zum Beispiel Krebs oder eine andere unheilbare Art und Weise aus diesem, seinem jetzigen Leben dahin zu scheiden. Da er nun aber den Hasen mit in sein Leben genommen hat, wird er der Utopie der Arbeit auch entrinnen können. Er wird vieles nicht so ernst nehmen. Er wird quasi ein Fell zum streicheln haben. Ohne, dass er Zähne zeigt. Denn Hasen sind allgemein recht friedliebende Zeitgenossen und jeder Mensch findet Hasen von nett bis zuckersüß. Wahrscheinlich ist Herr Hans auch in seinem Privatleben aktiver, er versucht manchmal sogar auf Bäume zu klettern, wenn ihm einfach danach ist. Dies befreit seine Gedanken, lässt seine beruflichen Probleme verschwinden. Er gewinnt quasi mehr Lebensqualität hinzu. Das heißt jetzt aber nicht, dass wir alle zu Hasen werden müssen, um der Utopie der Arbeit zu entrinnen. Das heißt nur, dass einige auch Adler werden, weil sie die Chefs von den Hasen geworden sind, ohne diese natürlich des Lebens zu berauben. Denn die Adler, dass sind überschauende Menschen, die wie in einem Adlerflug jeden im Blick haben müssen. Das verlangt ihr Job. Aber auch ein Adler kann der Utopie der Arbeit entrinnen, wenn er ab und an in seinem Flug auch eine wundervolle Rose erblickt, die dort am Wegesrand wächst. Rosen haben zwar Dornen, aber die braucht ein Adler, weil er auch Gefahren erkennen muss.
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